Panels

Panel am 07.12.2020  von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

AntiAnti – Museum Goes School

Das kulturelle Bildungsprogramm „AntiAnti – Museum Goes School“ dient der antisemitismuskritischen Extremismusprävention richtet sich an bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler, die gemeinhin eher nicht von ihren Eltern an Museen und andere kulturelle Einrichtungen herangeführt werden. Es ist das erste Bildungsprogramm eines Frankfurter Museums, das für Berufsschulen konzipiert wurde, die etwa ein Drittel der Frankfurter Schülerschaft ausbilden und in denen der Anteil an Schüler*innen mit Migrationshintergrund oder mit brüchigen Bildungsbiografien besonders hoch, das kulturelle Bildungsangebot hingegen gering ist.

Ausgehend von einem breiten Bildungsverständnis und im Sinne eines nachhaltigen Beitrages zur Extremismusprävention ist das Programm „AntiAnti – Museum Goes School“ jeweils auf ein halbes Jahr angelegt und umfasst mehrere Lerneinheiten sowohl für Schüler*innen als auch für Lehrer*innen. Es baut auf drei Säulen auf:

  1. ein halbjährliches Workshop-Angebot für Schüler*innen,
  2. drei Lehrerfortbildungen,
  3. eine begleitende Evaluation.

Das Ziel besteht darin, Jugendliche in der ihnen vertrauten Umgebung für Diskriminierung, Migration und Diversität zu sensibilisieren und ihnen einen neuen Zugang zu den Themen des Jüdischen Museums zu eröffnen. Gearbeitet wird mit einer großen pädagogischen Methodenvielfalt, die neben der Kognition vor allem die emotionalen Positionen und Haltungen der Schüler*innen anspricht. Das Zentrum des methodisch-didaktischen Ausgangspunkts bildet die kulturelle, soziale und biografische Diversität heterogener Gruppen. Die Lerneinheiten verfolgen einen personenorientierten Ansatz, der darauf zielt, die Persönlichkeit der Schüler*innen durch Selbstreflexion, Empowerment, Aufklärung und kulturelle Teilhabe zu fördern.

Im Fokus der Fortbildungen für die Lehrenden stehen neben dem Ausbau transkultureller Kompetenzen die Aufklärung über Diskurse zu Ursachen extremistischer Motivationen und Aktivitäten sowie die Entwicklung von möglicher Präventions- und Bildungsarbeit gegen Extremismen im schulischen Kontext. Sie bieten den Lehrkräften die Chance, sich ein differenziertes Bild über unterschiedliche Extremismen und seine gesellschaftlichen und individualpsychologischen Ursachen und Implikationen zu machen.

Damit sollen sie im schulischen Alltag für Radikalisierungstendenzen unter Schüler*innen sensibilisiert werden. Sie sollen gleichzeitig die Reflexion über eigene Positionierungen und Haltungen von Lehrer*innen im Umgang mit Diversität und in Konfliktsituationen innerhalb ihrer Bildungsarbeit in der Schule fördern.

Die dritte Säule des Programms bildet eine fortlaufende Evaluation, die den Verlauf und die Wirksamkeit des Programms analysiert und der steten Justierung der einzelnen Lerneinheiten dienen soll. Die Evaluation bildet die Grundlage für Publikationen und dient den Bildungsschaffenden als Handlungsorientierung.

Dr. Türkân Kanbıçak

Wahrheiten und Narrheiten – interreligiöser Schattentheaterworkshop

Der Schattenspielworkshop „Wahrheiten und Narrheiten“ lädt Kinder auf spielerische und zugleich kreative Weise dazu ein, sowohl neues Wissen über die monotheistischen Religionen zu erwerben, als auch Schlüsselkompetenzen in interkultureller und interreligiöser Kommunikation zu trainieren. Dieser Workshop nimmt die Kinder auf eine Zeitreise mit und schlägt Brücken zu unterschiedlichen Religionen. Die kulturelle Welt im Schattenspiel macht die Kinder zu Experten. Gemeinsam mit den Narren Zippe, Hacivat und Karagöz erschließen sie im Umgang mit interreligiösen Konflikten, die sich im Zusammenleben in einer heterogenen Gesellschaft ergeben können, kreative Lösungsansätze. Dem Schattenspielworkshop liegt ein niedrigschwelliger pädagogischer Ansatz zugrunde, der bildungsbenachteiligten Kindern eine kreative Form der Teilhabe an türkischen wie auch osteuropäisch-jüdischen Traditionen ermöglicht. Sie erfahren in der Teilnahme an dem Workshop ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit, die ihnen neuartige interkulturelle und interreligiöse Perspektiven eröffnet. Die in der UN-Kinderrechtskonvention verbrieften Rechte auf Teilhabe, Förderung und Entwicklung sowie das hier formulierte Gleichheitsprinzip – insbesondere auch das Recht auf freie Religionsausübung – finden in dem Projekt eine konkrete Umsetzung. Durch den kreativen, emotional-sinnlichen Zugang zu interreligiösen Fragen werden das selbstständige Lernen und das interkulturelle Verständnis bei den Kindern gefördert.

Arwin Mahdavi Naraghi


Panel am 14.12.2020 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Bildungsarbeit gegen Antisemitismus

Ein Schüler beschimpft einen anderen auf dem Schulhof mit „Du Jude!“ In einem Workshop zum Thema Holocaust-Gedenken beschwert sich eine Lehrerin: „Müssen wir diese Geschichte immer wieder durchkauen? Ich kann das nicht mehr hören.“ Ein Schüler sagt zu einem jüdischen Mitschüler: „Ihr Juden macht da unten im Nahen Osten so eine Scheiße.“

Wie würden Sie als Lehrkraft auf diese Sprüche reagieren? Was steckt überhaupt hinter den Aussagen? Und wer hilft in solchen Situationen?

Das Projekt STOP ANTISEMITISMUS gibt Antworten auf diese Fragen. Es erklärt reale antisemitische Aussagen, bietet Handlungsoptionen und Hilfestellung für Lehrkräfte, Pädagogen und Pädagoginnen. Das Jüdische Museum Frankfurt hat das Projekt mitinitiiert. Anhand dieses Praxisbeispiels werden die Einsatzmöglichkeiten vorgestellt und diskutiert.

Manfred Levy

museum. get in touch – Ein Gesprächsanlass über Museen und Barrieren

Das Kartenset museum. get in touch lädt ein, den Museumsbesuch zu reflektieren, vorzubereiten oder Objekte unter neuen Aspekten unter die Lupe zu nehmen. Anhand von 30 Karten werden Gruppen oder Klassen eingeladen verschiedene Begriffe rund um die Museumswelt, deren Bedingungen und Barrieren zu erarbeiten, deren Verbindungen zu ergründen und ihren eigenen Zugang zu reflektieren. Je nach Auswahl der Karten und der gewählten Situation können sich unterschiedliche Gespräche und Zugänge mit den Gruppen und Klassen zu Fragen wie Wie funktioniert ein Museum? Wer ist in der Ausstellung sichtbar? Wo wird Lautstärke erkennbar? entwickeln. Das Kartenset kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Das Kartenset entstand im Rahmen des lab.Bode Volontariats. Näheres zum Entstehungsprozess kann hier nachgelesen werden.

Fenja Fröhberg


Panel am 11.01.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Strategien für Zwischenräume. Neu Formate des Ver_Lernens in der Migrationgesellschaft

Renate Höllwart

Vom Museum auf die Bühne

Grundschüler*innen erkunden jüdische Geschichte und entdecken die Vielfalt ihrer Stadt. Die viertägige Projektwoche „Vom Museum auf die Bühne“ findet zum Teil in der Schule und zum Teil im Museum Judengasse statt.

Die Kinder setzen sie sich sowohl mit Frankfurter Stadtgeschichte um 1700, als auch mit vielfältigen, bis heute aktuellen religiösen Traditionen auseinander. Indem sie aktiv ihre eigenen Erfahrungen und ihr Vorwissen einbringen, werden die (trans)kulturellen und (inter)religiösen Kontexte, in denen die teilnehmenden Kinder aufwachsen, einbezogen und wertgeschätzt. Ihre Eindrücke und Erfahrungen fließen künstlerisch-ästhetisch in kleine Theaterszenen ein, die sie selbst entwickeln.

Die Projektwoche endet mit einer Performance für Eltern und andere Klassen in der Schule. Bei einem freiwilligen Anschlusstermin an einem Samstag führen die Kinder ihre Eltern durchs Museum Judengasse.

Sophie Schmidt, Verena Specht-Ronique


Panel am 18.01.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Geschichtomat – Jüdische Geschichte mit digitalen Hilfsmitteln

Der Geschichtomat ist ein Schülerprojekt zur Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in Hamburg. Ziel des deutschlandweit einzigartigen Projekts ist es, Schülerinnen und Schülern einen ei-genständigen Zugang zur jüdischen Geschichte, Kultur und Gegenwart in ihrer Stadt zu eröffnen. Im Rahmen von Projektwochen gehen die Jugendlichen in ihrem Stadtteil auf Spurensuche. Sie beschäftigen sich mit historischen Personen, Orten oder Ereignissen und setzen sich mit aktuellem jüdischen Leben auseinander. Mit fachlicher und medienpädagogischer Begleitung recherchieren sie, führen Interviews mit Experten und Zeitzeugen, besuchen Museen und Archive und drehen und schneiden Filme. Medienerziehung und digitale Bildung spielen eine wichtige Rolle bei Geschichtomat. Zum Ende der Projektwoche werden die fertigen Beiträge (Videos) auf die Geschichtomat-Website hochgeladen. So entsteht nach und nach ein digitaler Stadtplan zum jüdischen Leben aus der Sicht von Jugendlichen.

Dr. Carmen Bisotti


Panel am 25.01.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Interkulturelle Filmbildung

Die Bundeszentrale für politische Bildung, das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, VISION KINO und das Österreichische Filmmuseum haben sich in einer Projektgruppe zusammengeschlossen, um die kulturelle Vielfalt der deutschen und österreichischen Gesellschaft in allen Aktivitäten der Filmvermittlung mitzudenken und gezielt zu fördern. Mit diesem Zusammenschluss werden Know-How und Netzwerke im deutschsprachigen Raum zu einer strategischen Allianz gebündelt, die an der Schnittstelle politischer und kultureller Bildung angesiedelt ist. Ziel des Prozesses ist die Verbreitung einer interkulturellen Haltung außerhalb und das Anstoßen einer selbstkritischen Reflexion innerhalb der eigenen Institutionen. Die Kooperationspartner haben zum Erreichen dieses Ziels ein Konzept erarbeitet, das theoretische Grundlagen, Handlungsempfehlungen für filmvermittelnd tätige Personen und konkrete Fortbildungsprogramme vereint.

Aida Ben-Achour

Points of View – ein Ausstellungsversuch

Das Praxisbeispiel zeigt einen Ausstellungsversuch «Sichtweisen» am Zürcher Museum (VMZ) in dem Aktionen, Prozesse und Ergebnisse einer internationalen Kooperation gezeigt wurde und damit erstmalig in der Schweiz die aktuelle Museumsarbeit selbst zum Thema machte. Entlang eines konkreten Beispiels, dieser Museumskooperation, sollten neben einem Fachpublikum auch den Museumsbesucher*innen verschiedene Themen zugänglich gemacht werden, die Gegenstand einer postkolonialen Einbettung von Kulturinstitutionen sind, aber über die Reflektion von Sammlungen und Provenienzen hinausweist. Eine Herausforderung für die Kooperation, aber auch besonders für die Ausstellungskonzeption. Wie kann das Anliegen, neue Arbeitsweisen für Museen zu entwickeln vermittelt werden und was wird darin gelesen? Dies möchten wir gerne an unserem Beispiel diskutieren.

Dr. Jacqueline Grigo & Birthe Pater


Panel am 08.02.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Das Stadtlabor - Vielfalt darstellen? Sich für eine plurale Gesellschaft engagieren!

Das Stadtlabor ist ein partizipatives und gegenwartsorientiertes Ausstellungsformat des Historischen Museums Frankfurt. Seit 2010 erarbeiten wir zusammen mit Frankfurter*innen Ausstellungen und Veranstaltungen zu verschiedenen Orten oder Themen der Stadt. Das Stadtlabor zeichnet sich durch eine Vielfalt an Stimmen und Perspektiven aus, die sowohl die Diversität der Frankfurter Stadtgesellschaft als auch die Abkehr von einem geschlossenen Geschichtsnarrativ abbilden sollen.

In der Anfangszeit verfolgte das Stadtlabor in erster Linie das Ziel, die Vielfalt der Stadt und ihrer Bewohner*innen abzubilden. In den letzten Jahren ist diese eher „repräsentationskritische“ Ausstellungspraxis zunehmend einer situierten Praxis gewichen. Mit Projekten wie „Schwierige Dinge“ (2018), „Kein Leben von der Stange“ (2019/20), „Ich sehe was, was Du nicht siehst. Rassismus, Widerstand, Empowerment“ (2020/21) oder „Der NS und wir?“ (2021/22) positioniert sich das Stadtlabor (und damit auch das HMF) als Vertreterin einer pluralen Gesellschaft. Im Verlauf der letzten Jahre versteht sich das Stadtlabor nicht mehr in erster Linie als Projekt der kulturellen, sondern verstärkt auch als Instrument der politischen Bildung. Diese Entwicklung stellen wir anhand ausgewählter Stadtlabor-Projekte vor. Dabei steht das aktuelle Stadtlabor-Projekt: „Frankfurt und der NS. Das Stadtlabor auf Spurensuche im Heute“ im Fokus.

Angela Jannelli & Susanne Thimm


Panel am 15.02.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Kann Spuren von Rechts(populismus) enthalten - Zwischen modernen Mythen und radikalen Vereinnahmungen

Anhand von großen Fragen der Menschheitsgeschichte untersuchen die Teilnehmenden unserer Vermittlungsprogramme auf der Basis von Sammlungsobjekten, wie sich Menschen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten und Zeitaltern ihre Welt angeeignet haben. Indem sie dabei Bezüge zwischen vergangenen fremden und ihren eigenen Lebenswelten herstellen, erkennen sie, wie ihr Alltag politisch dimensioniert ist - und dass sie ihn mitgestalten können. Ziel ist, auf Basis dieser Erkenntnis eigene Ideen für eine kulturelle und politische Teilhabe zu artikulieren.

Zum Projekt „Politische Bildung in Museen“

Dr. Leonard Schmieding & Christopher Förch

Stories that move – Toolbox gegen Diskriminierung

Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung erleben derzeit in ganz Europa ein starkes Aufleben und beeinflussen auch das Leben junger Menschen. Die Online-Toolbox »Stories that Move« wurde von Expert*innen aus verschiedenen europäischen Ländern entwickelt und ist auf sieben Sprachen verfügbar. Sie regt Schüler*innen ab 14 Jahren dazu an, sich mit den Themen Vielfalt und Diskriminierung auseinanderzusetzen, ihre eigenen Positionen und Entscheidungsmöglichkeiten zu reflektieren und für eine plurale Gesellschaft aktiv zu werden.

Dabei werden interaktive Online-Übungen mit Gruppenarbeiten kombiniert. Die Toolbox arbeitet vor allem mit Videointerviews, aber auch mit Bildern und künstlerischen Fotos. Das Bildmaterial wird mit Methoden des Visual Thinkings analysiert. In fünf Modulen werden die Themen Selbst- und Fremdzuschreibungen, Diskriminierung, historische Dimensionen verschiedener Diskriminierungsformen, Rolle der Medien und „aktiv werden gegen Diskriminierung“ behandelt.

Die Toolbox ist ein Projekt der politischen Bildung, das auch Aspekte kultureller Bildung nutzt, um zur Reflexion über Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung anzuregen.

Ilanga Mwaungulu


Panel am 22.02.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Projekttag – Vielfalt

Wie kann politische Bildung im Museum gestaltet werden? Wie kann Bildungsarbeit gegen Rassismus, Antisemitismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten, aber für Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit praktisch umgesetzt werden? Was sind Faktoren die zum Gelingen eines solchen Bildungsangebots führen? Wie kann klassische außerschulische Jugendbildung und die Vermittlung demokratischer Werte in musealem Kontext zusammen gedacht und nutzbar gemacht werden? Warum ist eine eigene Haltung zu demokratischen Werten wichtig?

In diesem Panel wird versucht eine Antwort auf diese Fragen anhand des Praxisbeispiels „Projekttag Vielfalt“ des Deutschen Fußballmuseums zu erörtern.

Lars Philipp

Lernlabor

Nur wenige hundert Meter von ihrem Geburtshaus entfernt werden die Geschichte und die Fragen der berühmten Frankfurter Autorin wieder lebendig: im Lernlabor "Anne Frank. Morgen mehr" der Bildungsstätte Anne Frank. Kein Museum, sondern ein Ort der Auseinandersetzung und der Debatte.Hier machen wir Jugendliche mit Leben und Werk Anne Franks vertraut. Hier lernen sie, Fragen aus der Geschichte auf die Gegenwart anzuwenden. Das Lernlabor nimmt jugendliche Perspektiven zum Thema Diskriminierung ernst und macht die verschiedenen Formen der Aneignung von Geschichte erlebbar: Utopien, Konflikt, Widerstand. Das Lernlabor ist speziell für die Arbeit mit Gruppen – Schulklassen und Jugendgruppen – entwickelt worden. Es ist aber auch für Einzelbesucher*innen ein Erlebnis.

Deborah Krieg


Panel am 01.03.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

ReMember, Multiplikator*innenprojekt

In einer zunehmend pluralen Gesellschaft wächst auch die Vielfalt der Zugänge zu den Themen NS-Vergangenheit, Antisemitismus und menschenfeindlicher Ideologien. Besonders bei migrantischen und geflüchteten Menschen müssen bei der Diskussion darüber eigene Erfahrungen mit Diskriminierung stets mitreflektiert werden.

Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg führt seit Ende 2019 in Kooperation mit MIND prevention das Multiplikator*innenprojekt „ReMember“ durch, das dies berücksichtigt, bei der Lebenswelt der jungen Menschen ansetzt und einen Austausch auf Augenhöhe anstrebt. Jugendliche, größtenteils mit Fluchthintergrund, beschäftigen sich über mehrere Monate hinweg mittels Workshops mit Mechanismen der Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus. Der Besuch der Gedenkstätte ist darin eingebettet.

Das Erlebte verarbeiten die Teilnehmenden im Anschluss szenisch in eigenen Rollenspielen. Ziel des Projekts ist es, demokratisches Bewusstsein zu festigen, Botschafter*innen gegen Antisemitismus zu gewinnen und die Jugendlichen darin zu bestärken, gesellschaftliche und erinnerungskulturelle Diskurse aktiv mitzugestalten.

Dennis Forster & Burak Yilmaz


Panel am 08.03.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Was erzählen Geschichten des Exils über die Gegenwart?

Der Blick auf Verfolgung und Exil während der Zeit des Nationalsozialismus bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, antidemokratischen und autoritären Einstellungen in der Gegenwart.
Seit 2018 zeigt das Exilarchiv erstmals eine Dauerausstellung („Exil. Erfahrung und Zeugnis“), die das historische Thema in einer großen Bandbreite anhand von Dokumenten und Objekten aus dem eigenen Bestand darstellt. In unserem Vermittlungsprogramm „Spurensuche“ zur Dauerausstellung, in unseren Führungen für unterschiedliche Zielgruppen (und in Angeboten rund um unsere Wechselausstellungen) wenden wir das Thema in unterschiedlicher Weise in die Gegenwart. Dabei lassen wir persönliche Objekte von exilierten Menschen sprechen: Pässe, Briefe, Lebensdokumente, Fotografien, Notizbücher. Im Vortrag werden die unterschiedlichen Aspekte des Vermittlungsprogramms vorgestellt. Es zeigt sich dabei: Die politische Dimension der kulturellen Vermittlungsarbeit des Exilarchivs ist in seinem Sammelgegenstand und seiner Sammlungsgeschichte angelegt.

Dr. Jesko Bender

Wie viel Geschichte steckt in Dir?

Neue Wege zur Erinnerungskultur des Nationalsozialismus – ein transdiziplinäres Projekt zwischen Schule, Archiv und Kunstpraxis
Formen des Gedenkens zu erforschen und dabei die Wechselbeziehung zwischen Kunst und Geschichtswissenschaft auszuloten – das war seit 2014 das Anliegen der Arbeitsgruppe »NS in Karlsruhe«, die sich zusammensetzt aus der Fachstelle für Demokratie und Vielfalt im Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe, der Abteilung Museumskommunikation des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe sowie den Karlsruher Schulen Bismarck-Gymnasium, Helmholtz-Gymnasium und Goethe-Gymnasium.
Zwischen den Schuljahren 2014/15 und 2018/19 wurde das Projekt insgesamt fünf Mal durchgeführt: Die drei Gymnasien boten einen schulübergreifenden Seminarkurs unter dem Titel »NS in Karlsruhe« an. Dabei wurde parallel zur Recherche für die wissenschaftlichen Arbeit in den Karlsruher Archiven und dem Niederschreiben der Seminararbeit im ZKM ein künstlerischer Prozess angestoßen und Kunstwerke realisiert, die auf außergewöhnliche Weise versinnbildlichten, wie die Schüler*innen die erfahrene und erforschte Geschichte kreativ verarbeiteten. Präsentiert wurden die wissenschaftlichen und ästhetischen Artefakte der Schüler*innen in einem kollaborativ gestalteten Ausstellungsdisplay im Kontext der Schule, im Museum, in den Archiven und im öffentlichen Raum.
In der Publikation Wie viel Geschichte steckt in Dir? wird das Projekt »NS in Karlsruhe« dokumentiert: Hier reflektieren und erzählen die Beteiligten ihre projektbezogenen Erlebnisse und darauffolgenden Gedanken, um weitere Schulen und Kulturinstitutionen zu ermutigen, neue Wege in der Erinnerungskultur zu gehen. Denn will Geschichte in der Gegenwart ankommen, muss sie Bedeutung im Alltag junger Menschen gewinnen, muss sie mit diesem konfrontiert werden, sich immer wieder neu befragen und vermitteln, de- und rekonstruieren lassen, um Erinnern lebendig zu erhalten.

Download der Publikation:
https://zkm.de/media/file/de/2020_zkm-stadtjugendausschuss-ka_wie-viel-geschichte-steckt-in-dir.pdf

Fanny Kranz


Panel am 15.03.2021 von 14:30 Uhr - 16:00 Uhr

Meinungsbilder - Anders sehen, anders verstehen

Demokratische Werte fördern durch kulturelle Bildung - mit diesem Ziel startet das neue Projekt „Meinungsbilder“ im Städel Museum. Kunst erzählt von Globalisierung, Widerstand, Utopien, Emanzipation, Macht, Unterdrückung, Populismus… Ausgehend von den Werken der Sammlung werden die großen Erzählstränge der Kultur-, Geistes und Gesellschaftsgeschichte in ihren Auswirkungen bis heute zum Entdeckungs- und Diskussionsraum. Wissen, was ist, was gewesen ist und was kommen könnte hilft, sich Meinungen zu bilden, Debatten und Diskurse zu führen und eine lebendige demokratische Kultur zu leben. Über eine Laufzeit von drei Jahren verbindet das Projekt eine großangelegte Fortbildungsoffensive von internen und externen Mitarbeitern sowie Multiplikatoren mit dem Aufbau eines Partnernetzwerks und einer spezifischen Angebotspalette für die Vermittlung an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ein wesentliches Ziel ist dabei die „visual literacy“ der Teilnehmer, also die Fähigkeit, „Bilder“ zu lesen und die Mechanismen visueller Kommunikation zu beherrschen. Auf dieser Basis erlangen die Teilnehmer am Ende nicht nur kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe, sondern werden zur aktiven Mitgestaltung einer vielfältigen demokratischen Gesellschaft ermächtigt.

Dr. Chantal Eschenfelder