Lea Juliane Lutz

» Museen sind keine neutralen Orte, sondern sollten Raum für Debatte, Diskurs und Austausch bieten. In einem solchen Umfeld fördern Programme der kulturellen Bildung – vor allem solche partizipativen Charakters –die aktive Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen. Sie regen alle internen und externen Beteiligten dazu an, Positionen zu verhandeln und Haltungen zu entwickeln. «

Lea Juliane Lutz (*1991) studierte Kultur- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig, Frankfurt (Oder), Sofia (Bulgarien) und Nizza (Frankreich) mit einem Forschungsschwerpunkt in inter- und transkultureller Kommunikation, Crossborder Cultural Policies und Kulturtheorie.

Während ihres Studiums war sie unter anderem für das Goethe-Institut Frankreich und das Deutsche Historische Museum tätig. Seit Beendigung ihres wissenschaftlichen Volontariats mit Fokus auf die Bereiche Outreach, kulturelle Bildung und Kommunikation am Stadtmuseum Berlin ist Lea Juliane Lutz als Expertin für Partizipation ebendort tätig. In dieser Funktion ist sie an der Konzeption des „WELSTUDIOS“ der Berlin Ausstellung im Humboldt Forum sowie an der dortigen Programm-entwicklung eng beteiligt. Des Weiteren wirkt sie an der Neuaufstellung des Märkischen Museums und Marinehauses in einem Museums- und Kreativquartiers für 2025 mit – mit besonderem Blick auf Diversität und die Beteiligung der Berliner Stadtgesellschaft. Sie ist Mitglied der Steuerungsgruppe für diversitätsorientierte Organisationsentwicklung.


Praxisbeispiel „Museum partizipativ weiter gestalten“

Welche Geschichten werden im Märkischen Museum erzählt und welche nicht?
Wer erzählt diese Geschichten und wer nicht?
Wer fühlt sich von ihnen angesprochen und wer nicht?
Menschen aus Berlin haben gemeinsam mit Nachwuchskräften des Stadtmuseums Berlin an der Beantwortung dieser Fragen gearbeitet. Mehr als 20 Teilnehmer*innen der superdiversen Stadtgesellschaft – darunter Aktivist*innen, Community-Vertreter*innen, Künstler*innen, Studierende oder Kinder – setzten sich in vier Quartalen 2019/2020 mit vier Impulsthemen selbstbestimmt auseinander. Ausgehend von den Themen „Berliner Blicke“, „Queeres Leben in Berlin“, „Unbekannte Objektgeschichten“ und „Grenzen der Großstadt“ wurde so die Dauerausstellung des Märkischen Museums, BerlinZEIT, um neue Perspektiven erweitert, durch Interventionen hinterfragt und in Form von persönlichen Geschichten von Berliner*innern lebensnäher. Erzählungen des post-migrantischen Berlins, Forderungen der LGBTQI-Szene, Hinweise auf Schattenseiten der Stadtgeschichte zu Kolonialzeiten oder Wünsche von Kindern an ihre Stadt der Zukunft erhielten erstmals Einzug in den chronologischen Rundgang – professionell gestaltet, mit einer sichtbaren Kennzeichnung der Autor*innenschaft und auf gleicher Höhe wie die vom Kurator ausgewählten Objekte und verfassten Texte.

Das Partizipationsprojekt mit seinem kleinen Begleitprogramm verdeutlichte, dass das Stadtmuseum Berlin gerade dann für Berliner*innen relevant und interessant ist, wenn Haltungsfragen im Mittelpunkt stehen und Diskurs und Kritik möglich sind. Hierfür setzte PS: ___ auf experimentelles und ergebnisoffenes Arbeiten, aktive Kooperation auf Augenhöhe und das Empowerment junger Nachwuchskräfte und schuf so den Kontext für (selbst)kritisches und phantasievolles Reflektieren über das Stadtmuseum der Zukunft. Dabei war Diskussion, durchaus im Sinne von produktiven Streit, gewollt – auch um Bewegung in den anhaltenden Neufindungsprozess der Stiftung zu bringen, welcher 2025 in der Neueröffnung des Märkischen Museums gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Marinehaus münden wird.